Kunst am Bau / Kunst im öffentlichen Raum
Hochschule Rosenheim, Fachbereich Innenarchitektur, Masterstudiengang,
Pflichtfach Soziokulturelle Grundlagen
Projekt: Stadtführer zur Kunst im öffentlichen Raum in Rosenheim
Seit 2016 auf der Website der Stadt Rosenheim.Ein kostenloses Faltblatt fast die wichtigsten Stationen zusammen.
Der Einsatz von Kunst am Bau bzw. im öffentlichen Raum gehört zu den potentiellen Aufgaben eines Innenarchitekten. Das Ziel der Übung war ein verantwortungsvoller Umgang mit dieser zusätzlichen Verbindung zwischen Architektur und Nutzer/Betrachter. Gleichzeitig bot das Seminar eine Heranführung an wissenschaftliches Arbeiten, das unter anderem das Erstellen von Aufsätzen für Fachzeitschriften in angemessener Form vorbereitet
Veranstaltungen zum Thema „Kunst im öffentlichen Raum“ erfreuen sich im Allgemeinen großer Beliebtheit, bieten sie doch Einblicke in die Kulturgeschichte der Stadt, ohne die manches Werk nur schwer verständlich ist. Fragen wie „Was soll das hier?“, „Ist das Kunst oder Werbung“, „Wer ist für die Aufstellung verantwortlich?“, „Wer ist der Künstler überhaupt – und was macht er sonst so?“ folgen den meisten Neuzugängen auf dem Fuße. Altes hingegen verfällt der Gewöhnung, und mancher wirkliche Schatz gerät in Vergessenheit.
Aber nicht nur das allgemeine Publikum begegnet oft überrascht bis unfreiwillig der Kunst außerhalb des Museums. Betroffen von mancher Unsicherheit in dieser Hinsicht sind auch Architekten. Als Kunst am Bau meist heiß umstritten oder vom Ablauf her problematisch gehandhabt, wird der obligatorische Ankauf gelegentlich solange hinaus geschoben, bis das angestrebte Miteinander von Architektur und Kunst auf ein paar im Gang aufgehängte Bilder oder eine beliebige Stiftung hinausläuft.
Die Hochschule Rosenheim hatte es sich im Masterstudiengang Innenarchitektur unter anderem zum Ziel gesetzt, Kulturgeschichte mit praktischer Erfahrung zu vernetzen und ihre Absolventen auch im Umgang mit Kunst zu schulen. Gut zwanzig junge Architektinnen und Architekten gingen dafür bisher in Rosenheim auf Spurensuche. Sie nahmen Kontakt auf mit Archiv und Stadtverwaltung, besuchten Künstler-Ateliers, dokumentierten und fotografierten, führten Interviews und ergründeten die Bedeutung der Kunstwerke sowie die Umstände ihrer Entstehung.
Das Ergebnis des ersten Seminares dieser Art war eine ganze Anzahl ansehnlicher Studienarbeiten. Auszüge daraus veröffentlichte das Oberbayerische Volksblatt in loser Folge. Neben dem praktischen Einsatz kunsthistorischer Arbeitsweisen stellten die angehenden Master Kunstwerke und Kulturgüter außerhalb von Ausstellungen oder Museen vor, entdeckten gewohnte Ansichten und vergessene Orte neu, erarbeiteten Kriterien zur Beurteilung von Kunst im öffentlichen Raum, untersuchten kritisch Vergabepraxis, Aufstellung und Wartung der Objekte, erschlossen Zusammenhänge zwischen der Kunst und ihrem Aufstellungsort, loteten Grenzbereiche zwischen Kunst- und Funktionsobjekt aus – und banden nicht zuletzt die Hochschule ein wenig weiter in das Kulturleben der Stadt ein.
Die von den StudentInnen selbst gewählten Themen setzten ein bei den älteren Kriegerdenkmälern an Friedhof und Loretowiese und behandelten halb vergessene Orte wie den Felsenbrunnen, frühe Kunst am Bau-Projekte wie die Reliefs an der Bahnhofshalle und die Anfänge des Skulpturenparks Salingarten - bis hin zu den jüngeren Errungenschaften im Rosenheimer Stadtbild wie dem „Blue Cube“ am Busbahnhof in der Stollstraße.
Ein junger, frischer Blick von außerhalb scheint dabei eine ideale Voraussetzung zu sein, um auch Eingesessene teilhaben zu lassen, die eigene Sicht auf das Vertraute zu verfeinern und Bausteine zu sammeln für eine abwechslungsreiche Anthologie zur Rosenheimer Kulturgeschichte.
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