Was macht das Kind in der Kunst?
Bilder, Plastiken und Objekte von 73 Künstlern und Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts aus dem Raum Oberbayern
Ausstellung in der Städtischen Galerie Rosenheim, 08.02. bis 12.03.2000Zu sehen waren Arbeiten zum Thema „Kind“ von 73 zum Teil international bekannten Künstlern, die im Laufe dieses Jahrhunderts im südostoberbayerischen Raum ansässig waren oder sind und dort die Kunst nachhaltig prägen.
Für die Auswahl der Werke waren nicht theoretisch-soziologische Aspekte aus-schlaggebend, ebenso wenig angrenzende Themenkreise wie Kindheit, Erinnerung, Spielzeug oder Kinderkunst, sondern die Konzentration auf das Kind selbst, die Qualität der Arbeit und ihre Bedeutung innerhalb des einzelnen Œuvres.
Das Ausdrucksspektrum dabei reicht weit: vom sprühenden Charme bei Ludwig von Zumbusch bis zur trotzigen Pose bei Max Weihrauch, von Bewegung als Ornament bei Julius Exter bis zur intensiv empfundenen Körpersprache bei Erika Maria Lankes, von madonnenhafter Idealisierung der Mutter-Kind-Verbindung bei Karl Caspar und Peter M. Dillen bis zu ihrer kritischen Analyse bei Alma Larsen und Gabriele Klages. Sie reicht vom Spielzeug als farbenprächtigem Paradies des Kindes bei Maria Caspar-Filser bis hin zur Puppe als zerbrochener Erinnerung an seine Besitzerin in Sarajewos Blutlachen bei Peter Tomschiczek. Grenzenlose Freude wird spürbar bei Heinrich Kirchner, grenzenlose Verzweiflung bei Stefanie Hoellering.
Mit einem stilistisch außerordentlich mutigen Porträt seiner Kinder aus der Nazizeit von Fritz Harnest und einem magisch-realistischen Traumbild von Gyorgy Stefula erinnert die Ausstellung an zwei bedeutende Maler, die 1999 verstarben; mit seltenen Kinderporträts von Franz Roubaud und Wilhelm Neufeld gibt sie Einblick in kostbare private Werke der für ganz andere Themenbereiche und Stilrichtungen umso bekannteren Künstler. Einen Eckpunkt schließlich bilden die Objekte von Andreas Bindl und Ute Lechner, in denen das Kind durch seine Abwesenheit definiert ist.
Die insgesamt gut achtzig Bilder, Skulpturen und Objekte spiegeln beinahe ebenso viele Sichtweisen auf das Kind und geben einen spannenden und trotz der Kleinräumigkeit des Auswahlgebietes überraschend repräsentativen Schnitt durch die Motiv- und Stilgeschichte des 20. Jahrhunderts. Über das eigentliche Thema hinaus, aber gerade durch das gemeinsame Thema anschaulich vergleichbar, erfüllen sie ein weiteres Ziel der Ausstellung: in einer Art Bilderbogen erinnern sie an Künstler, die im Raum zwischen München und Salzburg Qualitätvolles geschaffen haben, und führen damit ein noch junges Kapitel regionaler Kunstgeschichte auf ansprechende Weise vor Augen.
Zur Ausstellung erschien ein ausführlicher Katalog.
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